Faber & Special Guest: Fil Bo Riva

Niemand weiß, weshalb Julian Pollina sich den Bühnennamen Faber gab. Möglicherweise, um sich von seinem berühmten Vater Pippo Pollina abzusetzen, der in Italien einen legendären Ruf als Liedermacher genießt. Möglicherweise auch in Anlehnung an Max Frischs berühmtesten Roman – immerhin ist Faber selbst Schweizer, zudem aber auch Musiker und als solcher eher homo ludens denn homo faber.

Aber Faber ist eben in der Tat ein wenig anders. In der Wohlfühlecke der modernen deutschsprachigen Sänger, die inzwischen erfreulich dicht und hochklassig besetzt ist, fällt er mit rauher, gelegentlich abkippender Stimme auf sowie durch Texte, die so gar kein Wohlgefühl vermitteln. Er singt in klassischer Bluesmanier von (vermeintlichen) Verlierern des Lebens, von einsamen Männern, durchzechten Nächten wie auch von Schlauchbooten im Mittelmeer, und ja, trotz allem immer wieder von Liebe, allumfassend.

Es ist diese warmherzige Ernsthaftigkeit, diese eindringliche wie beiläufige Verknüpfung von wichtigen, großen Themen und scheinbar kleinen, absurd-menschlichen Beobachtungen, die Fabers Songs so intensiv macht. All das gießt er zusammen mit seiner kleinen Band in einen hausgemachten Folk-Blues-Gitarren-Pop, der immer wieder mal rasant Fahrt aufnimmt und in einer Art absurdem Straßenmusik-Punk-Happening endet. Wem das irgendwie bekannt vorkommt und wer sich an die Musik von Fabers Landsfrau Sophie Hunger erinnert fühlt, liegt goldrichtig, denn keine andere als sie verhalf Faber zu seinen ersten echten Bühnenauftritten, ganz klassisch als Vorband. Das ist nicht einmal vier Jahre her, und schon hat er einige Songs im Gepäck und selber eine Vorband. Wobei Fil Bo Riva mehr als das ist, eher ein Very Special Guest, der wie Faber unter die Haut gehende Songs voll emotionaler Energie und knackigem Rhythmus produziert, getragen von einem mächtig-dunklen Stimmorgan, das AnnenMayKantereits Sänger Henning May wohl mindestens ebenbürtig ist.