Gregory Porter

Gregory Porter ist in vielen Zeitungsberichten einfach „der Mann mit der Mütze“, ob der gigantischen Kopfbedeckung, die er sich bei allen Auftritten über den Kopf stülpt. Dabei ist es doch nur ein Textil, und Porter ist eigentlich DER MANN MIT DER STIMME!

Denn: Einen solch warmen, tiefen und gleichzeitig swingend leichten Bariton wie den aus Porters Kehle gibt es derzeit wohl kein zweites Mal, pendelnd irgendwo zwischen Otis Redding und Nat King Cole, zwischen Soul und Jazz, zwischen sanftem Schmelz und unerhörter Kraft. Seit Porter 2010 sein umjubeltes Debütalbum „Water“ vorlegte, tourt er um die Welt als mächtiger Prediger des traditionellen Soul, dessen Revival er mit Kolleginnen wie der leider kürzlich verstorbenen Sharon Jones anführte.

Dabei gibt er keineswegs nur verstaubte R&B-Klassiker zum Besten. Porter ist gleichermaßen sein eigener Songschreiber und schreckt hier auch vor kontroversen Themen nicht zurück – wie beispielsweise in dem einigermaßen erschütternden Song „1960 what?“, in dem er von den Rassenunruhen in Detroit 1967 singt. Porter ist ein Soul- und Bluespoet, der singt, weil er etwas zu erzählen hat, und dessen Stimme aufwühlt, weil sie echte Emotionen transportiert. Seine eigene verschlungene Geschichte tut hier sicher ihr Übriges: Aufgewachsen im weiß dominierten Country-Eldorado Bakersfield/Kalifornien, schlug er zu Beginn eine professionelle Rugby-Karriere ein. Erst ein Sportunfall lenkte seine Schritte hin zur Musik und in die Arme des Saxofonisten Kamau Kenyatta, der ihn in die Welt des Jazz und des Soul einführte. Ende der 90er-Jahre fand sich Porter so als Hauptdarsteller in dem Broadway-Musical „It Ain’t Nothin’ But the Blues“ wieder. Trotzdem dauerte es noch fast zehn Jahre, bis er schließlich mit 38 Jahren sein Debütalbum vorlegte und das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss, die bis heute – die jüngste, vierte Veröffentlichung „Take Me to the Alley“ erschien 2016 – nicht abreißen.