Lucky Chops

Dass die gute alte Blasmusik das Zeug zum ganz großen Popmusik-Ding hat, wissen wir nicht erst, seit großartige Combos wie LaBrassBanda hierzulande die Clubs aufmischen. Schon die legendären Horn-Sections der 1960er- und 1970er-Jahre haben genau das bewiesen und verhalfen Legenden wie James Brown oder George Clinton zu ihrer explosiven Kraft. Die Lucky Chops nun entsprechen als sechsköpfiges klassisches Blechblas-Ensemble durchaus dem Bild der entlaufenen Horn-Section eines großen Funk-Stars, die sich endlich mit total verrückten Projekten selbstständig machen will.

Ganz stimmt dieses Bild natürlich nicht, denn die Mitglieder sind allesamt junge, bestens ausgebildete Absolventen der New Yorker LaGuardia Highschool of Music & Art and Performing Arts, die das Projekt „eigenständige Brass-Band“ von Anfang an verfolgten. Und als moderne, unabhängige Musiker des 21. Jahrhunderts wählten sie als Medium nicht das übliche Demo-Tape an die großen Musikverlage, sondern: die New Yorker U-Bahn. Hier entwickelten sie in kurzer Zeit ein absolut mitreißendes, tanzbares Repertoire aus neu interpretierten, aktuellen Pop-Songs, garniert mit Tanzeinlagen, die den Hüftenschwinger-König James Brown vor Neid hätten erblassen lassen. Fortan kamen viele New Yorker zu spät zur Arbeit, denn die magnetische Anziehungskraft der U-Bahn-Musiker war (und ist) ganz enorm.

Dass es diese Musik nun auf die internationalen Konzertbühnen geschafft hat, ist – natürlich – dem Internet zu verdanken. Ein südafrikanischer Tourist filmte einen der denkwürdigen Untergrund-Auftritte, stellte das Video online, und binnen weniger Tage hatten sie Millionen von Fans. Das war im Frühjahr 2015 – und schon wenige Monate später fanden sich Lucky Chops auf einer Europa-Tournee wieder. Dem Sound der New Yorker Jungs hat der globale Ruhm keinen Abbruch getan, im Gegenteil: Sie sehen darin die Gelegenheit, alle Welt vom segensreichen, völkerverbindenden Blechblas-Sound zu überzeugen und auch das letzte Tanzbein in rhythmische Schwingungen zu versetzen.